Wir begrüßen an dieser Stelle Thomas Ostwald als weiteren Autor im Team der Edition Bärenklau. Wir freuen uns, dass Du mit an Bord bist und uns insbesondere mit Deinen historischen Detailkenntnissen eine große Unterstützung bist. Vielleicht stellst Du dich bitte einmal kurz unseren Lesern vor, bevor wir ins Detail gehen.

 

 

Ich habe meinen Beruf nach meiner Leidenschaft ausgesucht – ich wurde Buchhändler und habe viele Jahre im Buchhandel und im Verlagswesen gearbeitet. Dazwischen reizte mich aber auch einmal etwas vollkommen anderes – fast acht Jahre lang war ich in der Motorrad-Branche tätig und war auch immer leidenschaftlicher Motorradfahrer.

 

 

Dein Name ist untrennbar verbunden mit dem „Magazin für Reise- und Abenteuerliteratur“ und dem „Magazin für Amerikanistik“. Erzähle uns bitte etwas über diese Zeit.

 

 

Irgendwann einmal entstand der Gedanke, die bibliografischen Nachschlagewerke meiner Firma, die das gesamte 19. Jahrhundert umfassten, auszuwerten. Nach ein paar vorsichtigen Versuchen kamen zu den rein bibliografischen Daten rasch Artikel begeisterter Heftromansammler dazu. Vor allem Werner G. Schmidtke entpuppte sich als guter Kenner der Vorkriegszeit und hat umfassende Arbeiten über die alten Serien im Magazin für Abenteuer-, Reise- u. Unterhaltungsliteratur veröffentlicht. Dabei kamen auch immer mehr Artikel aus der amerikanischen Pioniergeschichte hinzu, so dass sich die Gründung einer eigenen Zeitschrift zu diesem Thema geradezu angeboten hat.

 

Wer Dich kennt, weiß, dass Du in Deiner Freizeit in Braunschweig und Umgebung sehr aktiv bist, was historische Events angeht. Was machst Du genau an solchen Tagen dort?

 

 

Mich reizt das Thema „lebendige Geschichtsdarstellung“. Dazu bin ich ebenfalls über die Literatur des 19. Jahrhunderts gekommen, die Abenteuerliteratur und meine Beschäftigung mit Friedrich Gerstäcker, Karl May und andere, darunter auch Jules Verne, über die ich übrigens auch Biografien veröffentlicht habe.

 

Irgendwann in meiner vorzeitigen Altersteilzeit begann ich mit Stadtführungen und stellte rasch fest, dass man in der Rolle einer historischen Figur das Wissen viel lebendiger vermitteln kann als bei einfachen Vorträgen.

 

Seit drei Jahren führe ich zusammen mit zahlreichen Laienspielern die Heinrich-der-Löwe-Sage auf, schreibe dafür die Bühnenstücke und stelle selbst den alten Heinrich dar.

 

ROLF TORRING ist ein Name, der auch mit Dir sehr eng verbunden ist. Viele jüngere Leser werden diesen Namen vermutlich nicht mehr kennen. Aber diese Serie erschien vor und nach dem 2.Weltkrieg in einer Auflage, von der heute so mancher Heftromanverlag träumen würde – und das jede Woche. Wie kamst Du zu ROLF TORRING?

 

Auch durch die Tätigkeit für mein Abenteuermagazin. Nachdrucke, die in guter Qualität gemacht wurden, gehörten für mich bald dazu, dann lernte ich die alten Verleger, das Ehepaar Butsch, kennen. Zu der Zeit hatte man gerade in einem Ordner noch ein paar Originalmanuskripte der Vorkriegsserie entdeckt, die zwei Sammler in kleiner Auflage herausgegeben haben.

 

Da stieg ich dann ein, druckte die Hefte davor nach und habe dann mit weiteren, eigenen Abenteuern der Freunde Rolf Torring, Hans Warren und Pongo die Serie weitergeschrieben. Seit 2014 erscheinen jeden Monat drei neue Hefte, inzwischen habe ich die Serie zu einem für alle Freunde der Abenteuer hoffentlich befriedigendem Abschluss gebracht mit der Nr. 534.

 

 

Nun bist Du bei uns mit der Serie Schwert & Schild – Sir Morgan, der Löwenritter, die wir beide zusammen ja in den Grundzügen in einem intensiven Brainstorming recht zügig entwickelt haben, an den Start gegangen.

Und - der Verlag und ich als Verleger können mit Stolz sagen, wir sind jenseits des Bandes Nr.50 angekommen.

Wie gehst Du an die Sache heran? Da Du ja sehr viel Wert auf historische Details legst, nehme ich an, dass Du sehr viel recherchiert hast oder – wie ich vermute – schon sehr umfangreiche Kenntnisse über das Mittelalter besitzt?

 

 

Auf jeden Fall. Ich habe mich ja schon die Heinrich-Bühnenstücke in dieser Epoche bewegt und vor Jahren auch schon einen Kriminalfall gespielt, der am Hofe Kaiser Otto IV., dem Sohn Heinrich des Löwen, spielt.

 

Ich bemühe mich, Orte, Gegenstände, Ausrüstung und das ganze Handlungsumfeld möglichst so zu beschreiben, wie es gewesen sein könnte.

 

 

Wie arbeitet der Autor Thomas Ostwald? Hat er feste Zeiten, schreibt er lange an einem Stück, braucht er absolute Ruhe beim Schreiben usw.? Gewährst Du uns einen Einblick, wie Du vorgehst?

 

 

 

Ich gestalte meine schriftstellerische Tätigkeit einerseits sehr frei und nehme mir die Zeit zum Schreiben, wenn es mir danach ist. Aber unabhängig von den Terminen, die mich durch die Stadtführungen und meine Tätigkeit für das hiesige Gerstäcker-Museum binden, sitze ich ab 9.00 Uhr am Schreibtisch und schreibe bis zum mittäglichen Hundespaziergang. Am Nachmittag und Abend gönne ich mir mehr Auszeit und schreibe in Intervallen, wie es mich gerade „drängt“. Das ist tatsächlich so, wenn es irgend möglich ist, möchte ich einem Gedanken gleich nachgehen und ihn festhalten. Ich habe den Eindruck, dass dieser Arbeitseifer von meiner Seite auch von den Lesern honoriert wird. Wir sind jetzt bereits beim 50. Band der Serie angelangt, und ich habe noch immer zahlreiche Ideen, die ich gern umsetzen möchte.

 

 

Wenn Du jetzt noch etwas sagen möchtest, dann wäre jetzt und hier eine Gelegenheit dazu. Ansonsten bedanken wir uns für das Interview und freuen uns auf weitere Romane von Dir.

 

 

Da mir das Geschichtenerzählen große Freude bereitet, ich andererseits selbst gern die Geschichte in Geschichten schreibe, bin ich auch in andere Themen eingestiegen. Ein Überraschungserfolg wurde für mich z.B. auch meine Wikinger-Serie ‚Bolthar, der Wikingerfürst‘, sowie die Mini-Serie um König Harald mit den gleichen Figuren.

 

Auch andere Themen reizten mich immer wieder. So entstand die Mini-Serie um den preußischen Offizier ‚Der wilde Fritz‘, dann die Abenteuer von Henry Logan, dem Time-Traveller-Agent, dann natürlich die Geschichten um den unter Römern aufgewachsenen Germanen Marcus Quintus Germanicus, und natürlich mein Lieblingsthema – Geschichten aus der Pionierzeit Amerikas. Eine Trilogie um die Blutsbrüder Winnetou und Old Shatterhand erzählt die Jagd auf den Mörder Santer, eine Trilogie mit Abenteuern Kara Ben Nemsis wird in Kürze folgen. Und da sind dann auch noch weitere Abenteuer in Aussicht, bei denen Lederstrumpf im Mittelpunkt steht.

 

So lange ich munter und gesund bin, möchte ich noch viele Geschichten zu Papier bringen – und hoffe natürlich, dass sie alle Leser finden, die sich gern von mir in ferne Welten führen lassen. Dazu kommen meine Regional-Krimis, die zum größten Teil in Braunschweig, aber auch an der Nordsee spielen.

 

Mir liegt immer sehr viel an einem direkten Leserkontakt. Schreiben mich die Leser an und schildern sie mir dabei, wie ihnen meine Geschichten gefallen haben, ist das eine tolle Bestätigung. Natürlich gehört auch Kritik dazu, und auch da bin ich ganz offen. Das funktioniert bereits hervorragend bei den Rolf-Torring-Freunden, die leider nur noch ein kleiner, übersichtlicher Kreis geworden sind. Viele alte Leser sind längst in die „ewigen Jagdgründe“ eingegangen.

 

Eine kritische Erstleserin ist immer meine Frau, die nach meiner ersten Sir-Morgan-Geschichte schon wissen wollte, wie es weiterging. Da konnte ich natürlich nicht lange zögern und habe den Faden weitergesponnen. Nach ihrer Meinung sind die Fortsetzungen noch spannender geworden.

 

Thomas, ich danke Dir für das kleine Interview, das dem Leser einen ersten Eindruck von Dir und Deinen Arbeiten vermitteln kann.

 

c, 2020 by Edition Bärenklau & Tomos Forrest

c, 2020 by Edition Bärenklau & Tomos Forrest