c, by Autor & edition Bärenklau 2017

 

Herzlich Willkommen im Bärenklau-Autorenteam, lieber Carson Thau. Vielleicht stellen Sie sich den Lesern einfach mal vor.

 

 

 

Ich bin gelegentlicher Drehbuchautor und Dozent für dramatisches Schreiben an deutschen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen zu diesem Zweck auch im Ausland.

 

 

Wann haben Sie Ihren ersten Western geschrieben?

 

 

 

Während meiner Zeit als Student der Neuen deutschen Literaturwissenschaft Ende der 70er Jahre.

 



 

Die LOBO-Serie war damals ein Ableger der RONCO-Serie. Kannten Sie diese bzw. wie haben Sie sich in diese Serie als Autor eingearbeitet?

 

 

 

Die Lobo-Serie war mir zunächst nicht bekannt, wohl aber die Italo-Western, denen sie mir nachempfunden schien, mit ihren unangepassten, einzelgängerischen Hauptfiguren, die auch etwas Schlitzohriges hatten.

 



 

Wie haben Sie damals als Autor gearbeitet? Haben Sie viel recherchiert? Es gab noch kein Internet, und der Zugriff zu historischen Quellen war beschränkt. Schildern Sie doch einfach mal Ihren Arbeitstag aus dieser Zeit.

 

 

 

Ich hatte ursprünglich viel die Umgebung recherchiert, in welcher Lobo spielte, das heutige Arizona und New Mexiko, die mir aus meiner Esatzdienstzeit bekannt waren (ich leistete meinen Ersatzdienst in den USA). Die Geschichten konzipierte ich, indem ich ein DIN-A-4-Blatt in 11 Spalten unterteilte, welche 11 Höhepunkte implizierten, die ich nicht selten unabhängig voneinander im Hinblick auf ihren Schauwert ausdachte. Die Handlung musste diese dann verbinden. Ich habe neulich gelesen, dass der writers' room von Breaking Bad ganz ähnlich arbeitete. Man dachte sich erst "wilde Situationen" aus, dann Ereignisse, welche diese verbinden.

 

Ich habe zu Lobo-Zeiten einen Roman immer dann geschrieben, wenn seine "Logistik" fertig ausgedacht war. Dies nahm die meiste Zeit in Anspruch. Das Schreiben selber war dann in wenigen Tagen, meist unter einer Woche erledigt.

 



 

Rückblickend gesehen: wie sehen Sie heute das Westerngenre und seine Position im Markt?

 

 

 

Das Western-Genre war ein romantisches Genre in meinen Augen, nicht so technisch oder verkopft wie die Krimis, die seitdem - auch als Umfang der einzelnen Bücher - immer mehr zunahmen. Western waren emotionaler, auch für Männer. Noch heute mag ich sehr die fabelhaften Weltraum-Western der TV-Serie Firefly, die sich tief ins Herz des Publikums geschrieben haben.

 

 

 

Gibt es Anekdoten aus Ihrer damaligen Zeit als Serienautor? Hatten Sie Kontakt zu anderen Autoren?

 

 

 

Ursprünglich hatte ich wie jeder normale deutsche Student seit dem Mittelalter ein katastrophales Verhältnis zu Rechtschreibung, ganz zu schweigen von der Zeichensetzung. Für einen 110-Seiten-Lobo gab es damals 1.000 DM. Was eine Riesenmenge Geld für mich war, kein Verdienst hat sich je wieder so köstlich angefühlt. Ich brachte meinen ersten Roman unter, reichte gleich den zweiten nach: Als Lohn nimm heißes Blei! Woraufhin mich der freundliche Lektor, Herr D., in die Augustenstrasse bestellte, wo die Münchener Büros des Verlages - damals in einer Etage zwischen Neuer Illustrierte und Praline untergebracht war. Irgendetwas war los mit dem Manuskript. Herr D. reichte es mir traurig über den Tisch. Die Seiten waren über und über mit Tintenstrichen bedeckt, man konnte kaum den Text entziffern. So sah mein Manuskript aus, nachdem der Deutschlehrer des Verlages, der sich auf diese Weise sein Zubrot verdiente, es Korrektur gelesen hatte. Der Schreck, gemischt mit Scham, sitzt mir noch heute in den Knochen.Herr D. fragte mich, ob ich mit ihm einverstanden sei, dass so etwas nicht noch einmal vorkommen dürfte. Ich nickte stumm, kaufte mir "So schreibt man richtig" aus dem Duden-Verlag, und hatte mich, da ich dringend Geld brauchte, innerhalb von zwei Wochen mit der deutschen Rechtschreibung u n d Zeichensetzung angefreundet.

 

Ich kannte zwei andere Western-Autoren, weil sie Internatsfreunde waren. Indem wir uns in das Thema arbeiteten, lernten wir das enorme Können von Vielschreibern wie Dietmar Kuegler respektieren, den wir aber nie kennen lernten.

 

 

Das eBook öffnet heute vielen neuen Autoren den Weg zur Veröffentlichung -sehr oft auch ohne einen Verlag. Wie sehen Sie die eBook-Branche?

 

 

 

Ich lese selber immer mehr auf dem Tablett. Das Angebot ist gewaltig, man macht als einzelner Autor nur zufällig auf sich aufmerksam. Viele der traditionellen Aufgaben der Verlage entfallen. Ich sehe ihre Zukunft eher im Bewerten von Texten - Verlage werden Rating Agenturen.

 



 

Was macht Carson Thau heute?

 

 

 

Ich arbeite als Drehbuchautor und Dozent für dramatisches Schreiben.

 

 

 

Gibt es konkrete Pläne, wieder mal einen Western zu schreiben? Oder gehört dieses Kapitel der Vergangenheit an?

 

 

 

Ich denke, dass die Western-Metapher immergrün ist und eine Chance hat, wieder aufzutauchen, wenn die Krimis einmal nachlassen. Keine Ahnung, ob es dann reine Western sind oder nicht eher Mischformen (z. B. Horror-Western wie The Walking Dead). In meiner Fantasie kegeln viele Geschichten herum, die Western-Geschmack haben, ohne reine Western zu sein. Ich bin jedoch nicht so fleißig bzw. stur, wie man als Autor sein muss, um viel Werk zustande zu bringen.

 

 

 

Wenn Sie jetzt noch etwas sagen möchten, dann wäre jetzt und hier die passende Gelegenheit dafür:

 

 

 

Mein Lieblingsroman ist Anton Reiser von Karl Philipp Moritz, der das Werden eines Autors von Kindesbeinen an zeigt. Anton hätte, lebte er heute, wahrscheinlich Western geschrieben.

 

 

 

Ganz herzlichen Dank für dieses Interview und dafür, dass Sie sich die Zeit für die Fragen genommen haben. Der erste Carson Thau-Roman „In Cerritos wartet der Tod“ erscheint in Kürze in der Serie CHACO – DAS HALBBLUT. Weitere werden folgen.