Wir begrüßen an dieser Stelle Thomas Ostwald als weiteren Autor im Team der Edition Bärenklau. Wir freuen uns, dass Du mit an Bord bist und uns insbesondere mit Deinen historischen Detailkenntnissen eine große Unterstützung bist. Vielleicht stellst Du dich bitte einmal kurz unseren Lesern vor, bevor wir ins Detail gehen.

 

 

 

Ich habe meinen Beruf nach meiner Leidenschaft ausgesucht – ich wurde Buchhändler und habe viele Jahre im Buchhandel und im Verlagswesen gearbeitet. Dazwischen reizte mich aber auch einmal etwas vollkommen anderes – fast acht Jahre lang war ich in der Motorrad-Branche tätig und war auch immer leidenschaftlicher Motorradfahrer.

 

 

 

Dein Name ist untrennbar verbunden mit dem „Magazin für Reise- und Abenteuerliteratur“ und dem „Magazin für Amerikanistik“. Erzähle uns bitte etwas über diese Zeit – und natürlich Deine Zusammenarbeit mit Dietmar Kuegler.

 

 

 

Irgendwann einmal entstand der Gedanke, die bibliografischen Nachschlagewerke meiner Firma, die das gesamte 19. Jahrhundert umfassten, auszuwerten. Nach ein paar vorsichtigen Versuchen kamen zu den rein bibliografischen Daten rasch Artikel begeisterter Heftromansammler dazu. Vor allem Werner G. Schmidtke entpuppte sich als guter Kenner der Vorkriegszeit und hat umfassende Arbeiten über die alten Serien im Magazin für Abenteuer-, Reise- u. Unterhaltungsliteratur veröffentlicht. Dabei kamen auch immer mehr Artikel aus der amerikanischen Pioniergeschichte hinzu, so dass sich die Gründung einer eigenen Zeitschrift zu diesem Thema geradezu angeboten hat. Als ich schließlich meine alte Firma verließ, nahm ich das Abenteuer-Magazin mit und führte es noch einige Zeit fort. Für das Amerikanistik-Magazin konnte ich Dietmar Kügler gewinnen, den ich zu dieser Zeit bereits als Autor gewonnen hatte. Seit dieser Zeit verbindet uns eine Freundschaft, und noch immer gibt er das Magazin für Amerikanistik heraus.

 

 

 

Wer Dich kennt, weiß, dass Du in Deiner Freizeit in Braunschweig und Umgebung sehr aktiv bist, was historische Events angeht. Was machst Du genau an solchen Tagen dort?

 

 

 

Mich reizt das Thema „lebendige Geschichtsdarstellung“. Dazu bin ich ebenfalls über die Literatur des 19. Jahrhunderts gekommen, die Abenteuerliteratur und meine Beschäftigung mit Friedrich Gerstäcker, Karl May und andere, darunter auch Jules Verne, über die ich übrigens auch Biografien veröffentlicht habe.

 

Irgendwann in meiner vorzeitigen Altersteilzeit begann ich mit Stadtführungen und stellte rasch fest, dass man in der Rolle einer historischen Figur das Wissen viel lebendiger vermitteln kann als bei einfachen Vorträgen.

 

Seit drei Jahren führe ich zusammen mit zahlreichen Laienspielern die Heinrich-der-Löwe-Sage auf, schreibe dafür die Bühnenstücke und stelle selbst den alten Heinrich dar.

 

 

 

ROLF TORRING ist ein Name, der auch mit Dir sehr eng verbunden ist. Viele jüngere Leser werden diesen Namen vermutlich nicht mehr kennen. Aber diese Serie erschien vor und nach dem 2.Weltkrieg in einer Auflage, von der heute so mancher Heftromanverlag träumen würde – und das jede Woche. Wie kamst Du zu ROLF TORRING?

 

 

 

Auch durch die Tätigkeit für mein Abenteuermagazin. Nachdrucke, die in guter Qualität gemacht wurden, gehörten für mich bald dazu, dann lernte ich die alten Verleger, das Ehepaar Butsch, kennen. Zu der Zeit hatte man gerade in einem Ordner noch ein paar Originalmanuskripte der Vorkriegsserie entdeckt, die zwei Sammler in kleiner Auflage herausgegeben haben.

 

Da stieg ich dann ein, druckte die Hefte davor nach und habe dann mit weiteren, eigenen Abenteuern der Freunde Rolf Torring, Hans Warren und Pongo die Serie weitergeschrieben. Seit 2014 erscheinen jeden Monat drei neue Hefte, inzwischen sind wir bei der Nummer 526 angekommen, etwa zehn weitere Bände befinden sich derzeit in der Druckvorstufe und werden in den nächsten Monaten erscheinen.

 

 

 

Du hast mir mitgeteilt, wie überrascht Du warst, als Du von Dietmar Kueglers Ritterroman CAMELOT erfahren hast. Du kennst Herrn Kuegler ja schon viele Jahre – wie war Dein Eindruck, als Du den Roman gelesen hast?

 

 

 

Ja, da war ich überrascht, dass mein alter Freund und Amerikanistik-Experte offenbar schon lange eine ähnliche Vorliebe wie ich für das Mittelalter hatte. Ich las und war begeistert. Gern wollte ich bei dieser Serie mit dabei sein.

 

 

 

Und nun können wir uns ja auf Romane aus Deiner Feder freuen. Band 2 wird in Kürze erscheinen. Es liegt ja ein sorgfältig ausgearbeitetes Detailexposé für die Serie vor. Hat Dir das den Einstieg erleichtert?

 

 

 

Durchaus hilfreich und überhaupt nicht einzwängend, denn es gibt für diese Figur sehr gute Möglichkeiten, sich in dieser wirren Zeit, in der Prinz Johann die Macht an sich riss, sich zu entfalten und zu agieren.

 

 

 

Band 2 hast Du in sehr kurzer Zeit geschrieben, und während wir dieses Interview machen, nähert sich Band 3 der Vollendung. Mit solch einem Engagement in eine neue Serie einzusteigen, findet man bei Autoren nicht sehr oft. Mein Eindruck deshalb: es macht Dir Spaß, Dich im Camelot-Universum zu bewegen?

 

 

 

Auf jeden Fall. Ich habe mich ja schon die Heinrich-Bühnenstücke in dieser Epoche bewegt und vor Jahren auch schon einen Kriminalfall gespielt, der am Hofe Kaiser Otto IV., dem Sohn Heinrich des Löwen, spielt.

 

 

 

Wie gehst Du an die Sache heran? Da Du ja sehr viel Wert auf historische Details legst, nehme ich an, dass Du sehr viel recherchiert hast oder – wie ich vermute – schon sehr umfangreiche Kenntnisse über das Mittelalter besitzt?

 

 

 

Nun, da möchte ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, denn es gibt immer Sachkundige, die noch mehr wissen. Aber ich bemühe mich, Orte, Gegenstände, Ausrüstung und das ganze Handlungsumfeld möglichst so zu beschreiben, wie es gewesen sein könnte.

 

 

 

Wie arbeitet der Autor Thomas Ostwald? Hat er feste Zeiten, schreibt er lange an einem Stück, braucht er absolute Ruhe beim Schreiben usw.? Gewährst Du uns einen Einblick, wie Du vorgehst?

 

 

 

Ich gestalte meine schriftstellerische Tätigkeit einerseits sehr frei und nehme mir die Zeit zum Schreiben, wenn es mir danach ist. Aber unabhängig von den Terminen, die mich durch die Stadtführungen und meine Tätigkeit für das hiesige Gerstäcker-Museum binden, sitze ich ab 9.00 Uhr am Schreibtisch und schreibe bis zum mittäglichen Hundespaziergang. Am Nachmittag und Abend gönne ich mir mehr Auszeit und schreibe in Intervallen, wie es mich gerade „drängt“. Das ist tatsächlich so, wenn es irgend möglich ist, möchte ich einem Gedanken gleich nachgehen und ihn festhalten.

 

 

 

Wenn Du jetzt noch etwas sagen möchtest, dann wäre jetzt und hier eine Gelegenheit dazu.

 

Ansonsten bedanken wir uns für das Interview und freuen uns auf weitere Romane von Dir.

 

 

 

Mir liegt immer sehr viel an einem direkten Leserkontakt. Schreiben mich die Leser an und schildern sie mir dabei, wie ihnen meine Geschichten gefallen haben, ist das eine tolle Bestätigung. Natürlich gehört auch Kritik dazu, und auch da bin ich ganz offen. Das funktioniert bereits hervorragend bei den Rolf-Torring-Freunden, die leider nur noch ein kleiner, übersichtlicher Kreis geworden sind. Viele alte Leser sind längst in die „ewigen Jgadgründe“ eingegangen.

 

Ich hoffe nun sehr, dass meine Camelot-Geschichten auch gut ankommen und die Freunde spannender Geschichten begeistern.

 

Eine kritische Erstleserin ist immer meine Frau, die nach meiner ersten Camelot-Geschichte schon wissen wollte, wie es weiterging. Da konnte ich natürlich nicht lange zögern und habe den Faden weitergesponnen. Nach ihrer Meinung ist die Fortsetzung noch spannender geworden.

 

Der Autor lebt seine Romane - c, by Thomas Ostwald und  Edition Bärenklau, 2016

Der Autor - c, by Thomas Ostwald und  Edition Bärenklau, 2016