Interview Dietmar Kuegler

 

 

 

Frage: Hallo Herr Kuegler, zunächst erst einmal vielen Dank dafür, dass Sie sich trotz Ihrer vielen Termine und Verpflichtungen noch die Zeit für dieses Interview genommen haben. Vielen Lesern sind Ihr Name und Ihre Publikationen bestens vertraut. Bitte geben Sie aber noch einmal einen kurzen Überblick über Ihr bisheriges Wirken:

 

 

 

Antwort: Begeistert und beeinflusst von Karl May und von frühen Fernsehserien wie „Wyatt Earp“, „Am Fuß der Blauen Berge“, usw., habe ich schon neben der Schule angefangen, Romane zu schreiben. Der erste Western erschien, als ich gerade 17 war. Das setzte sich fort neben Geschichtsstudium und Journalismus-Voluntariat, bis Werner Dietsch mir das Angebot machte, regelmäßíg Romane für ihn zu schreiben. Damit erledigten sich alle anderen beruflichen Perspektiven, und ich wurde professioneller Autor.

 

Mit 22 wurde ich Exposé-Redakteur der Serie RONCO, dann auch von LOBO (eine Figur, die ich selbst entwickelt hatte). Da ich trotz der intensiven Arbeit an Romanen, von der realen Geschichte nicht lassen konnte, erschienen parallel Artikel in einschlägigen Fachzeitschriften über die amerikanische Pionierzeit. Mit 23 erhielt ich den ersten Vertrag für ein Sachbuch – „Sie starben in den Stiefeln – Revolverhelden des Wilden Westens“; das Buch wurde bis vor wenigen Jahren immer wieder aufgelegt, war also rd. 35 Jahre im Handel. Weitere Sachbücher folgten. Dann auch Jugendbücher. Es kamen auch Kriminalromane und Mystery-Erzählungen hinzu, aber der Western blieb das beherrschende Thema meines Lebens. Bei RONCO und LOBO habe ich wohl um die 500 Exposés entwickelt. Daneben entstanden mehrere Serienideen. Beim Marken-Verlag war ich an der Entstehung der Reihe „320-PS-Jim“ beteiligt, die dankenswerterweise von der EDITION BÄRENKLAU wieder aufgelegt wird, bei Bastei habe ich das Grundexposé vom „TRUCKER KING“ entworfen.

 

1982 erhielt ich die Chance, die einzige deutsche Fachzeitschrift für amerikanische Geschichte zu übernehmen. Damit entstand der VERLAG FÜR AMERIKANISTIK, in dem ab 1983 auch Fach- und Sachbücher erschienen. Das war die Erfüllung eines Traums: Die grundlegende Beschäftigung mit der amerikanischen Geschichte. Die Zusammenarbeit mit kompetenten Historikern und Völkerkundlern. Ständige USA-Reisen zu den Stätten der Pionierzeit. Um 2000 herum entstand das amerikanische Imprint TATANKA PRESS, in dem ich vorwiegend amerikanische, kanadische und englische Wissenschaftler (in englischer Sprache) veröffentlicht habe (dafür gibt es eine eigene Website). Bis heute habe ich 240 Bücher in meinem Verlag produziert.

 

Ich habe im Laufe meines bisherigen Lebens neben rd. 400 Romanen ca. 15 Jugendbücher, 50 Fachbücher und mehr als 2.000 Fachartikel geschrieben. Meine Übersetzungen (aus dem Englischen) habe ich nicht gezählt. Ferner habe ich an einigen Fernseh- und Rundfunkdokumentationen mitgewirkt, etwa über deutsche Amerikaauswanderer. Worauf ich besonders stolz bin: Ich schreibe (vermutlich als einziger deutscher Historiker) auch regelmäßig für historische Magazine in den USA über amerikanische Geschichte.

 

2007 habe ich mit den „Tatanka-Reisen“ ein kleines, spezielles Reiseunternehmen gegründet und führe kleine Gruppen von deutschen Geschichtsenthusiasten zu den historischen Stätten im amerikanischen Westen – zu alten Armeeposten, Pelzhandelsforts, in Geisterstädte, Indianerreservationen, usw. Nur am Rande soll erwähnt werden, dass die Historical Society“ von Northfield (Minnesota) mir den „Lost Spur“ verliehen hat. Der Sheriff des Rice County (Minnesota) hat mich 2006 zum „Special Deputy“ ernannt.

 

 

 

Frage: Ihr Name ist besonders mit dem Westerngenre verbunden. Rückblickend gesehen – was waren für Sie Ihre persönlichen Highlights in Ihrer aktiven Zeit als Heftroman- und Exposéautor?

 

 

 

Antwort: Das war natürlich meine Arbeit für die RONCO-Serie. Ansonsten hat mir ALLES Freude gemacht. Bis heute freue ich mich über jedes verlegerische Erzeugnis, ob Roman, Sachbuch oder Magazinartikel. Damals, als ich jünger war, hatte ich einen unbändigen Drang, Geschichten zu entwickeln und zu erzählen, und ich konnte diese Lust hemmungslos ausleben.

 

 

 

Irgendwann haben Sie für sich die Weichen gestellt und sich dazu entschieden, keine Heftromane mehr zu schreiben, sondern sich auf den Verlag für Amerikanistik zu konzentrieren. Vielleicht an dieser Stelle einmal in Verlagsporträt von Ihnen für unsere Leser:

 

 

 

Antwort: Ich hatte Sachbücher für große Verlage und Fachartikel für Zeitschriften geschrieben. Irgendwann stieß ich an Grenzen. Ich wollte nicht nur die oberflächlichen und allgemein bekannten Themen der amerikanischen Pionierzeit dokumentieren, sondern die ganze Dimension dieser interessanten Geschichte darstellen. Immerhin war die Pionierzeit Amerikas mentalitätsbildend und hat ihren Beitrag zur Prägung der amerikanischen Nationalidentität geleistet. Das ging in den Mainstream-Verlagen nicht, die zwangsläufig hohe Auflagen machen müssen, Auflagen, die massentauglich sind.

 

Just in dieser Zeit, 1982, stand das kleine „Magazin für Amerikanistik“ vor der Einstellung. Der Gründer, Thomas Ostwald, beschwor mich, die Zeitschrift zu übernehmen. Ich war der einzige Mitarbeiter mit Verlagserfahrung. Nach einigem Zögern griff ich zu und entwickelte ein klar gegliedertes Konzept für dieses Blatt: - Geschichte und Kultur der Indianer - Besiedelungsgeschichte - Militärgeschichte.

 

Dieses Programm wurde auch Richtschnur für die Herausgabe von Büchern. Eine Säule waren Studien zur Völkerkunde und Kultur der Indianer. Bei mir haben weltbekannte Ethnologen wie der Engländer Colin Taylor oder die Amerikaner Prof. Raymond DeMallie und Dr. Robert Pickering geschrieben. In den populäreren Fachbuchreihen erschienen Bücher über Wyatt Earp und Jesse James, aber auch meine eigenen Forschungen über die Geschichte des amerikanischen Pelzhandels, die Zeit der Trapper. Der amerikanische Bürgerkrieg und die Indianerkriege sind weitere Schwerpunkte. Gerade ist ein Buch über „Red Clouds Krieg“ erschienen.

 

Bedeutsam war die Entscheidung, zweisprachige Bücher – deutsch und englisch – zu bringen. Damit habe ich mir den Weltmarkt erschlossen. Bücher meiner Produktion gelangten in die Museumsshops des amerikanischen Nationalpark-Service; sie stehen z.B. am Little Bighorn und wurden schon aus Tokio, Tel Aviv und Moskau bestellt. Zu den letzten erfolgreichen Veröffentlichungen dieser Art gehörten eine fundamentale Studie über den Mord an Sitting Bull („Sitting Bull’s Pipe“) oder die Doktorarbeit „Bear Shields of Plains Indians“ eines finnischen Wissenschaftlers.

 

 

 

Frage: In der Edition Bärenklau werden ja nun verschiedene ältere Romane von Ihnen wieder aufgelegt, wie z.B. 320 PS-JIM, CHACO und ZWEI TEUFELSKERLE, aber auch ein Mystery-Roman namens DIE KLIPPEN DER ANGST. Haben Sie von Ihren Lesern hierzu schon Feedback bekommen? Insbesondere im Bereich Mystery dürften Ihre „Stammleser“ sicherlich positiv überrascht gewesen sein. Zumal es nicht die einzige Überraschung sein wird, die wir noch im Laufe dieses Jahres präsentieren werden.

 

 

 

Antwort: Ich hatte in meiner „aktiven Romanzeit“, so will ich es mal nennen, wohl 8 oder 9 Pseudonyme. Das war damals üblich. Die Verlage wollten den Eindruck erwecken, dass die Autoren englischer oder amerikanischer Herkunft waren. Vermutlich haben die Leser das tatsächlich erwartet. Da ich sehr viel geschrieben habe, kamen verschiedene Namen zum Einsatz, um den Anschein zu erwecken, dass mehrere Autoren beteiligt waren. Viele Leser wussten natürlich nicht, wer sich hinter diesen Namen verbirgt.

 

Ich hielt es in jenen Jahren auch für richtig, dass verschiedene Genres mit verschiedenen Autoren verbunden wurden. Heute ist mein richtiger Name weitaus bekannter und verbreiteter, und ich muss mich nicht mehr hinter Pseudonymen verstecken. Daher kommt jetzt so manches heraus, was in der Tat für viele Leser, die mich noch aus der „alten Zeit“ kennen, überraschend sein dürfte.

 

Im Prinzip habe ich aber stets ähnlich gearbeitet: Ich habe mich für jedes Thema intensiv mit der Materie beschäftigt und erst dann einen Roman entworfen, wenn ich sicher sein konnte, dass ich den fachlichen Hintergrund einigermaßen beherrschte. Das ist für mich immer ein entscheidender Punkt gewesen, Glaubwürdigkeit und Authentizität zu erzeugen. Ich denke, dass die Leser diese Linie honoriert haben und ich deshalb seit nunmehr 45 Jahren im Verlagsgeschäft leben kann. Das bisherige Feedback auf die Neuerscheinungen ist mehr als positiv.

 

 

 

Frage: Kommen wir nun zu Ihrem Serienkonzept CAMELOT – DER SCHWARZE RITTER, das in diesem Sommer eine digitale und gedruckte „Uraufführung“ erlebt, wenn man es so bezeichnen will. Bevor wir aber ins Detail gehen, vorweg eine Frage: Wie sind Sie mit der Ritterthematik zuerst in Berührung gekommen?

 

 

 

Antwort: Es muss etwa zur selben Zeit gewesen sein, als ich „Wyatt Earp“ im Fernsehen gesehen habe. (Ich war wohl 12, 13 Jahre alt.)  Da lief auch regelmäßig eine Fernsehserie namens „Ivanhoe“ mit einem gewissen Roger Moore in der Hauptrolle – später weltberühmt als „James Bond“. Es war seine erste große Fernsehrolle. Ich war schlichtweg fasziniert. Wenn ich auch sage, dass das Thema der amerikanischen Pionierzeit beherrschend für mich wurde (und ist) – diese Rittergestalt hat ebenfalls einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen. Ich habe Sir Walter Scotts Roman gelesen, auf dem diese Serie basierte. Dann gab es in meiner Kindheit noch die Comic-Serie „Sigurd“. Und ich habe – wann immer es Gelegenheit gab – alte Ritterburgen und Schlösser besucht. In Deutschland, aber auch in England – wo ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Verleger und bei der jahrelangen Zusammenarbeit mit dem „British Museum“ häufig gewesen bin. (Der Tower of London – beispielsweise – ist  für mich eines der faszinierendsten Bauwerke der Welt, und was sich dort abgespielt hat, war entscheidend für die europäische Geschichte.)

 

Auch Robin Hood hat mich angezogen. Und übrigens: Das hohe Mittelalter und seine Ideale spielten in der frühen amerikanischen Geschichte durchaus eine Rolle, weil die Kolonisten sich in ihrer Ethik immer wieder auf diese Zeit berufen haben und klassische Rittererzählungen lange Zeit zu den beliebtesten Büchern in Amerika gehörten. Selbst amerikanische Autoren vergleichen manchmal die Kämpfe zwischen Gesetz und Outlaws mit ritterlichen Zweikämpfen – teils falsch, aber populär.

 

 

 

Frage: Im Comic-Bereich waren Ritter ja immer stark vertreten ( SIGURD, FALK, RITTER ROLAND ). Haben Sie davon einiges gelesen?

 

 

 

Antwort: Wie oben schon erwähnt: Ja. Vor allem SIGURD hatte es mir angetan, auch die Serie EISENHERZ.

 

 

 

Frage: CAMELOT – DER SCHWARZE RITTER, schlummerte einige Jahrzehnte in Ihrem Archiv. Aber nicht nur der Roman, sondern gleich auch ein Detailexposé für eine komplette Serie. Wann entstand die Idee zu all dem?

 

 

 

Antwort: RONCO war eingestellt worden. Der Pabel-Verlag wollte zeitweise keine Western mehr machen. Die Genre-Romane hatten sich zu dieser Zeit (in den 1980er Jahren) nicht weiterentwickelt. Thematisch kam eigentlich immer dasselbe auf den Markt. Ich wollte gern noch einmal eine Serie wie RONCO machen, sah für den Western diesbezüglich aber keine Chance. Ich überlegte damals mehrere Abenteuer-Themen, die von großen Expeditionen über Schauplätze auf Kontinenten wie Afrika und Asien reichten. Auch der „Indiana Jones“-Aspekt wurde angedacht.

 

Irgendwann kam mir meine „Ivanhoe“-Begeisterung wieder in den Sinn, und das war die Initialzündung:  Das Abenteuer lag eigentlich vor der eigenen Haustür. In der europäischen Geschichte. Das Mittelalter. Zu dieser Zeit hatte es eine vergleichbare Serie noch nicht gegeben. Ich skizzierte einen ersten Entwurf und sprach mit Rainer Delfs, meinem guten Kollegen aus RONCO-Zeiten. Er war sofort Feuer und Flamme und bestärkte mich darin, dieses Konzept auszufeilen und gründlich auszuarbeiten. Ich fing sofort an – wie es meinem Naturell entsprach – mir Fachliteratur zu besorgen, und dann entstand innerhalb von zwei Wochen das Grundkonzept für die Serie CAMELOT.

 

 

 

Frage: Es fällt beim Lesen des Exposés auf, dass die Konzeption Ähnlichkeiten mit Ihrer damaligen Serie RONCO hat. Sowohl bei der damaligen Westernserie als auch bei diesem „Ritterprojekt“ haben Sie alles bis ins Detail geplant. Es existiert sogar eine grobe Planung der ersten 100 Bände mit verschiedenen Unterzyklen. Was haben Sie sich damals davon versprochen?

 

 

 

Antwort: Sie haben es exakt beschrieben. Ich hatte mit der Konzeption der RONCO-Serie die besten Erfahrungen gemacht. Die Geschichten sollten nicht beliebig austauschbar sein, sondern einer großen Linie folgen. Die Hauptfigur, aber auch die wichtigsten Nebenfiguren, sollten sich entwickeln. Eine Unterhaltungsserie soll gewissermaßen das Leben reflektieren, und im wahren Leben ist auch nicht – sinnbildlich gesprochen – eine Geschichte nach 64 Seiten zu Ende. Menschliches Leben verläuft im Zickzack. Es gibt Auf und Ab. Menschen haben Facetten, sind nicht nur gut und nur böse. Auch wenn man im Unterhaltungsroman Vieles vereinfachen und klare Grenzen ziehen muss, wird auf Heftromanlänge das mögliche Spektrum einer Story selten ausgereizt.

 

Im Grunde habe ich damals mit meinen Konzepten die heutigen Soap-Operas vorweggenommen: Ein bestimmtes Personal an Haupt- und Nebenfiguren, die bestimmte Rollen besetzen. Manche bleiben länger, manche verschwinden nach kurzer Zeit, manche werden weiterentwickelt, wenn das Leser-Feedback zeigt, dass sie gut angenommen werden. Geschichten werden über längere Perspektiven angelegt, erhalten damit mehr Tiefe und schaffen auch Leserbindung.

 

So, wie ich damals RONCO konzipiert und wie ich mir CAMELOT vorgestellt habe, werden heute Serien wie GZSZ, „Lindenstraße“, „Rote Rosen“, usw. produziert.

 

Zur hohen Zeit der Heftromane wurde ein solches Konzept in aller Konsequenz – große Fortsetzungszyklen – nur noch von „Perry Rhodan“ und „Atlan“ realisiert. In den anderen Genres gab es das nicht. Und eine Ritterserie gab es damals überhaupt nicht. Mein Konzept entstand vor „Ritter Roland“ – und ist ja auch völlig anders angelegt. CAMELOT ist als Figur und mit seinem gesamten Hintergrund authentisch und fundiert; mehr will ich dazu gar nicht sagen.

 

 

 

Frage: Und nun zur Serie: Erzählen Sie uns bitte etwas über CAMELOT. Was erwartet die Leser?

 

 

 

Antwort: Wie gesagt, CAMELOT ist authentisch und fundiert. Es ist eine pralle Abenteuergeschichte, als Europa in weiten Teilen noch von Urwald bedeckt war und seine Strukturen noch nicht gefunden hatte. Spektakulär, farbenprächtig, geprägt von einer archaischen Ethik. Die handelnden Personen repräsentieren die damaligen sozialen Klassen, die scharf konturiert waren, vom Bettelmann bis zum Fürsten, vom „Pfaffen“ bis zum Gaukler, vom Händler bis zum Schankwirt, und vom Ritter bis zum König.

 

Wir tauchen ein in die Zeit nach dem dritten Kreuzzug, bei dessen Beginn König Barbarossa ertrank. Auf dem Rückweg aus dem Heiligen Land wurde der englische König Richard Löwenherz gefangengenommen und als Geisel gehalten. Sein Bruder, Prinz Johann bemächtigte sich des englischen Throns und hintertrieb die Bemühungen, Richard freizukaufen. Das Kreuzfahrerheer war aufgelöst. Camelot, aus einem englischen Adelsgeschlecht stammend, kehrt in seine Heimat zurück, um nach Hilfe zu suchen, König Richard zu befreien und Johann für seinen Verrat zu bestrafen.

 

Die Geschichten beginnen im Jahr 1193, einer Zeit der Kämpfe und der Düsternis. Es war eine Zeit der Grausamkeit und des Fanatismus. Aber auch eine Zeit glänzender Ideale, in der Ehre und eine rigide, ja unbarmherzige Moral hochgehalten wurden und das Leben der oberen Klassen bestimmten.

 

Die Kulisse und die Protagonisten sind damit umrissen. Hauptschauplatz ist das mittelalterliche England. Camelot, bei Beginn des Kreuzzuges ein stolzer Vertreter der herrschenden Oberschicht, kehrt als Entrechteter und Geächteter heim und beginnt seinen Kampf um die Wiederherstellung dessen, was er als die in jenen Tagen unverrückbare Weltordnung ansieht. Eine Geschichte voller Tragik und Triumph, Dramatik und Action, bei der auch die großen Gefühle – oder wie man damals sagte, die „hohe Minne“ – nicht zu kurz kommt.

 

 

 

Frage: Sie haben mal gesagt, dass der Ritter die klassische Heldenfigur der europäischen und abendländischen Kultur ist. Warum gibt es auf dem heutigen Buchmarkt vergleichsweise wenig Literatur in dieser Richtung? Von den klassischen Liebesromanen vor historischer Kulisse einmal abgesehen.

 

 

 

Antwort: Das ist eine gute Frage, auf die ich bis heute keine schlüssige Antwort gefunden habe. Es ist richtig, dass in den letzten Jahren sogenannte „historische Romane“ auch das Mittelalter „abgrasen“, aber den Ritter als dominierende Abenteuer- und Heldengestalt hat man schlichtweg vergessen. Vielleicht gilt er als „zu männlich“, als zu kriegerisch orientiert für unsere Zeit. Wenn es so ist, wäre das eine historisch ziemlich einseitige und eindimensionale Sicht. Der Mensch war immer ein komplexes Wesen, und die Komplexität der ritterlichen Gesellschaft und der mittelalterlichen Welt, die nicht nur Scheiterhaufen und blutige Kampfspiele hervorbrachte, sondern auch grandiose künstlerische Leistungen und große Emotionen – man denke an architektonische Glanzleistungen, an beeindruckende Malerei und Bildhauerei, an die literarischen Werke von Walther von der Vogelweide, usw. - , erschließt sich bei unvoreingenommener Beschäftigung mit dieser Zeit und bietet alles, was spannende und ergreifende Romanhandlungen auszeichnet. Und das alles hat sich quasi „vor unserer Haustür“ abgespielt, Mehr noch – wir sind die direkten Nachfahren dieser pittoresken Gestalten und tragen deren Erbe in uns.

 

 

 

Frage: Sie hatten damals diese Serie konzipiert und wollten sie auch bei einem der bekannten Heftromanverlage umsetzen. Warum kam es dann doch nicht dazu?

 

 

 

Antwort: Das könnte fast selbst eine Romanhandlung sein. Als mein Konzept gerade fertig war, hatte ein großer Verlag bereits still und heimlich eine Serie mit einer mittelalterlichen Thematik vorbereitet, von der noch niemand etwas wusste. Der Unterschied zu meinen Plänen war allerdings gravierend. Aber entscheidend war – es waren bereits die ersten Manuskripte geschrieben. Der „Zug rollte“ gewissermaßen und war nicht mehr aufzuhalten.

 

Und nun tauchte mein Konzept auf und versetzte die Planer – wie mir von einem Insider später geschildert wurde – in „helle Aufregung“. Man hätte einfach „Nein“ sagen können, aber dann hätte ich das Exposé einer Konkurrenz angeboten. Das durfte nicht passieren. Also wurde ich für das Exposé bezahlt, faktisch „vom Markt gekauft“. Ich schrieb den Pilot-Roman und wurde wieder bezahlt. Und in der Zwischenzeit war die andere Reihe veröffentlichungsfertig. Jetzt gab es keine Chance mehr für mich, einen anderen Verlag einzuschalten. Zudem war ich ja schon „entschädigt“ worden. Und so verschwanden Exposé und Pilot-Roman in der vielbesungenen „Schublade“. Dort schmorten sie über 30 Jahre vor sich hin, bis die EDITION BÄRENKLAU sie der Verbannung entriss, worüber ich mich sehr, sehr freue. Denn da steckt nicht nur – wie in allen meinen Projekten – jede Menge Herzblut drin, sondern noch immer eine ungeheure Vitalität, ein großes Potential. Vielleicht passt die Reihe heute sogar noch besser in die Zeit als damals, als die klassischen Heftverlage so stur eingefahren waren, dass sie neue Gedanken und Überlegungen eher als störend empfanden und nicht als innovativ und inspirierend.

 

 

 

Frage: Aus heutiger Sicht gesehen: was würden Sie den Lesern sagen, warum Sie diesen Roman unbedingt lesen sollen, und was zeichnet ihn aus?

 

 

 

Antwort: Im Kaleidoskop der Unterhaltungsserien mit Abenteuercharakter ist CAMELOT noch immer neu und frisch und bietet ein Leseabenteuer, das zwischen Western, Mystery, Phantasy und Liebesroman angesiedelt ist. Er enthält alle Elemente, die Herz und Kopf ansprechen und geeignet sind, den tristen Alltag vergessen zu machen. Einfach eintauchen in eine Welt, die uns heute so fern erscheint, die aber irgendwann ganz nahe war und zu unseren kulturellen Wurzeln gehört.

 

 

 

Frage: Wenn Sie jetzt noch etwas den Lesern mit auf den Weg geben möchten, dann wäre jetzt und hier die Gelegenheit dazu. Ansonsten bedanken wir uns für das Interview und hoffen einen guten Start und viele Leser für CAMELOT – DER SCHWARZE RITTER.

 

 

 

Antwort: Der Wunsch nach spannender Unterhaltung ist ewig. Er zieht sich durch alle Zeiten. Das, was wir heute als „klassische Abenteuerliteratur“ bezeichnen, war zu ihrer Zeit ebenfalls ein Massenprodukt. Irgendwann wird man über das, was wir heute produzieren, in gleicher Weise sprechen. Genau genommen sind die Western-Romane, die wir vor 30 und 40 Jahren verfasst haben, inzwischen ebenfalls „Klassiker“. Zeitlos in Stil und Inhalt. Deswegen werden sie noch immer gelesen.

 

Ich hoffe, dass CAMELOT auch dieses Potential hat. Und ich hoffe, dass nach dem Pilot-Roman weitere Erzählungen im Rahmen des Grundkonzepts entstehen werden. Geschrieben von guten Autoren, die ebenfalls mit Freude und Herzblut bei der Sache sind und gute Unterhaltung schaffen wollen.

 

Zum Abschluss: Vielen Dank für dieses Interview! Es hat Spaß gemacht. Und jetzt freue ich mich darauf, dass sich der Zeittunnel zum Mittelalter öffnet und die edlen Recken, die ich mir damals ausgedacht habe, mit ihren Lanzen und Schwertern direkt ins Herz einer neuen Lesergeneration galoppieren.

 

c, by Dietmar Kuegler & Edition Bärenklau 2016